BOK + Gärtner – Ausstellungskonzept Vogtei – Burbach
Die historische Häuserzeile Oberamteistraße in der Reutlinger Altstadt sollte denkmalgerecht saniert, umgebaut und an einer Stelle durch einen Neubau ergänzt werden. Die Oberamteistraße ist während der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts entstanden, die Bürgerhäuser Oberamteistraße 28-32 gehören zu den ältesten zusammenhängenden Fachwerkhäuserzeilen Süddeutschlands. Der geplante Neubau soll alle dienenden Funktionen sowie die statische Sicherung der Häuserzeile übernehmen.
Der Enwurf von Wulf Architekten sieht ein hölzernes Fachwerk vor, das die benachbarten Gebäude stützt und das einst verlorene Volumen nachbildet. Das Fachwerk entzieht sich dem direkten Blick, weil es vom Dach und über die Fassaden mit einer homogenen Schicht aus gussgläsernen Biberschwänzen bedeckt wird. Je nach Lichteinstrahlung, Reflexion und innerer Beleuchtung ist das Fachwerk mehr oder weniger sichtbar, wird das Gebäude durchscheinend tranzluzent oder spiegelnd, glitzernd, körperhaft und entzieht sich der direkten Erfassung. Ein Gebäude und doch keins. Ebenso wie bei den angrenzenden Fachwerkhäusern ist die Struktur des Gebäudes, das Fachwerk, fast verborgen, zeigt sich diffus und nebulös oder klar und scharf bei bestimmten Lichtverhältnissen.
Urteil des Preisgerichts vom 15.12.2017: Die Verfassenden nutzen die Aufgabenstellung, um eine überraschende, bei genauer Betrachtung aber sehr überzeugende Lösung vorzuschlagen. Die beiden denkmalgeschützten Häuser sind dringend statisch zu stützen. Aus dieser Vorgabe entwickeln die Projektierenden ein hölzernes Tragwerk, welches die bestehenden Bauten sichert. Überzeugend und in sich logisch wird dieses Fachwerk zu einem die Gebäudehüllen tragenden System weiter ausgebildet. Des Weiteren wird gekonnt und mit dem gleichen Konstruktionsprinzip der Vorsprung des Nachbarhauses aufgenommen. Mit dieser Geste gelingt es, das neue Haus einerseits in der bestehenden Zeile einzubinden, andererseits schafft die eigenwillige Materialisierung der Fassaden mit Glasziegeln diese Zeile entsprechend kräftig abzuschließen. Zusätzlich gelingt es mit dieser transluziden Materialisierung das prägende Thema der benachbarten Fachwerkhäuser auf eine zeitgemäße Art und Weise zu übersetzen und weiterzuführen. Das Fachwerk wird nur in seinen Umrissen sichtbar sein. Der Neubau wirkt mit diesem Erscheinungsbild fast poetisch. Die historische Häuserzeile Oberamteistraße in der Reutlinger Altstadt sollte denkmalgerecht saniert, umgebaut und an einer Stelle durch einen Neubau ergänzt werden. Die Oberamteistraße ist während der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts entstanden, die Bürgerhäuser Oberamteistraße 28-32 gehören zu den ältesten zusammenhängenden Fachwerkhäuserzeilen Süddeutschlands. Der geplante Neubau soll alle dienenden Funktionen, sowie die statische Sicherung der Häuserzeile übernehmen. Sach- und Fachpreisrichter waren sich einig, dass die ebenso überraschende wie überzeugende Lösung des erstplatzierten Büros eine ideale Verbindung zwischen Alt und Neu darstellt. Der Neubau überzeugt mit seiner eigenwilligen Fassade aus Glasziegeln und der an die mittelalterliche Baukunst angelehnten hölzernen Fachwerkkonstruktion im Innern. Diese stützt nicht nur die sensiblen Altbauten, sondern schafft zugleich einen angemessenen Rahmen für den erst 2017 entdeckten historischen Gewölbekeller unter dem nicht mehr vorhandenen Eckgebäude. Der besondere Innenraum kommt durch die gläserne Fassadenkonstruktion speziell im Sonnenlicht gut zur Geltung und konnte durch die Lichtstudien von Loomn hervorragend präsentiert werden. Die von Loomn für den Wettbewerb erstellten 3D- Visualisierungen zeigen genau wie sich die Lichteinstrahlung auswirkt. Bilder wie diese machen die Planungen somit im Voraus erlebbar und auch für die Jury deutlich greifbarer. Der Neubau wirkt mit diesem Erscheinungsbild laut Jury „fast poetisch“.
Der Vorsprung des Nachbarhauses wird zudem durch das Konstruktionsprinzip aus Fachwerk geschickt aufgenommen und gestützt. Mit dieser Geste gelingt es, das neue Haus einerseits in der bestehenden Zeile einzubinden, andererseits schafft die eigenwillige Materialisierung der Fassaden mit Glasziegeln diese Zeile entsprechend kräftig abzuschließen. Zusätzlich gelingt es mit dieser transluziden Materialisierung das prägende Thema der benachbarten Fachwerkhäuser auf eine zeitgemäße Art und Weise zu übersetzen und weiterzuführen.
Das Fachwerk wird von außen nur in seinen Umrissen sichtbar sein.
Die behutsame Sanierung der bestehenden Häuserzeile schafft begehbare Museumsexponate, deren Besucher tief in die Reutlinger Bau- und Stadtgeschichte eintauchen können.
The historic row of houses on Oberamteistraße in Reutlingen’s old town was to be renovated in accordance with the requirements of a preservation order, rebuilt and at one point supplemented by a new building. The Oberamteistraße was built during the 1st half of the 14th century, the town houses Oberamteistraße 28-32 belong to the oldest connected rows of half-timbered houses in Southern Germany. The planned new building is to take over all service functions as well as the static securing of the row of houses.
The design proposes a wooden half-timbered structure supporting the neighboring buildings and reproducing the once lost volume. The truss escapes direct view because it is covered by the roof and across the facades with a homogeneous layer of cast-glass plain tiles. Depending on the light irradiation, reflection and internal illumination, the truss is more or less visible, the building becomes translucent or reflective, glittering, corporeal and eludes direct capture. A building and yet not one. Just as with the adjacent half-timbered houses, the structure of the building, the half-timbering, is almost hidden, showing itself diffuse and nebulous or clear and sharp under certain lighting conditions.
Verdict of the jury of 15.12.2017: The authors use the task to propose a surprising, but on closer inspection very convincing solution. The two listed buildings are in urgent need of structural support. Based on this requirement, the designers developed a wooden supporting structure that secures the existing buildings. Convincingly and logically, this framework is further developed into a system that supports the building envelopes. Furthermore, the projection of the neighboring building is skillfully taken up with the same construction principle. On the one hand, this gesture succeeds in integrating the new house into the existing row, while on the other hand, the unconventional materialization of the façades with glass tiles creates a correspondingly strong conclusion to this row. In addition, this translucent materialization succeeds in translating and continuing the defining theme of the neighboring half-timbered houses in a contemporary manner. Only the outlines of the half-timbering will be visible. With this appearance, the new building appears almost poetic. The historic row of houses on Oberamteistraße in Reutlingen’s old town was to be renovated in a manner appropriate to its status as a historic monument, converted and at one point supplemented by a new building. Oberamteistraße was built during the 1st half of the 14th century, and the town houses at Oberamteistraße 28-32 are among the oldest connected rows of half-timbered houses in southern Germany. The planned new building is to take over all service functions as well as the static securing of the row of houses. The judges and experts agreed that the surprising and convincing solution of the first-place office represents an ideal combination of old and new. The new building convinces with its idiosyncratic facade of glass bricks and the wooden half-timbered construction inside, which is reminiscent of medieval architecture. This not only supports the sensitive old buildings, but at the same time creates an appropriate setting for the historic vaulted cellar under the corner building, which was only discovered in 2017 and no longer exists. The special interior space comes into its own through the glass façade construction, especially in sunlight, and could be presented excellently through Loomn’s lighting studies. The 3D visualizations created for the competition show exactly how the light irradiation affects it. Images like these thus make the plans tangible in advance and much more tangible for the jury. According to the jury, the new building has an „almost poetic“ effect with this appearance. The protrusion of the neighboring building is also cleverly taken up and supported by the construction principle of half-timbering. With this gesture it succeeds to integrate the new house on the one hand in the existing line, on the other hand creates the idiosyncratic materialization of the facades with glass bricks this line correspondingly strong finish. In addition, this translucent materialization succeeds in translating and continuing the defining theme of the neighboring half-timbered houses in a contemporary way. Only the outlines of the half-timbering will be visible from the outside. The careful renovation of the existing row of houses creates accessible museum exhibits whose visitors can dive deep into Reutlingen’s architectural and urban history.