Haus der Gegenwart Lenzburg

:mlzd

Das Stapferhaus Lenzburg hat sich in den letzten Jahrzehnten mit Ausstellungen zu Gegenwartsthemen über die Landesgrenzen einen Namen gemacht, jedoch stehen keine festen Räumlichkeiten zur Verfügung. In den letzten Jahren konnte ein altes Zeughaus der Ortsbürgergemeinde Lenzburg als Ausstellungshalle genutzt werden, welches mittelfristig nun einer neuen Nutzung weichen soll. Die Büroräumlichkeiten befinden sich heute auf Schloss Lenzburg im namensgebenden Stapferhaus, was mit organisatorischen und betrieblichen Nachteilen verbunden ist. Aus diesen Gründen hat der Stiftungsrat beschlossen, mit einem Bau in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof Lenzburg, einen definitiven Standort für die Ausstellungs-, Veranstaltungs- und Büroräume des Stapferhauses sowie für ein einladendes Café/Foyer zu realisieren. Mit dem neuen Haus der Gegenwart soll in nächster Nähe zum Bahnhof Lenzburg ein hochflexibles Ausstellungsgebäude entstehen, welches durch einen attraktiven Auftritt, Flexibilität, Funktionalität und Offenheit besticht.

Ein luftiges, wendiges, urbanes Gebäude soll entstehen, das nicht im Museumsstandard zu realisieren ist, sondern vielmehr als einfaches und funktionales Gebäude mit dem Messebau-Standard verglichen werden kann. Damit entspricht es dem Bedürfnis, den regelmäßig wechselnden Ausstellungen eine vielseitig bespielbare Hülle zu bieten. Die Ausstellungsräume sind als „Black Box“ unkompliziert adaptierbar an die immer wieder neu zu schaffenden Erlebnisräume, während die Büro- und Veranstaltungsräume zum kreativen Arbeiten und Auseinandersetzen mit Gegenwartsthemen anregen. Dabei ergänzt der Neubau das Stadtbild und das neu zu gestaltende Bahnhofareal harmonisch und setzt ein starkes Zeichen.

Visualisierungen: Haus der Gegenwart
loomn | Außenansicht: Haus der Gegenwart
3D-Visualisierung: Haus der Gegenwart
loomn | Innenansicht: Haus der Gegenwart

Der Entwurf des Bieler Architekturbüros :mlzd für das „Haus der Gegenwart“ stellt zunächst kein Gebäude, sondern eine Fläche in den Vordergrund. Sie ist das Wirkungsfeld, hier beginnt die Ausstellung. Diese Fläche ist Aufenthaltsort, Raum für Veranstaltung, Entrée und Werbetafel. Der Entwurf besteht programmatisch aus zwei Teilen. Zum einen gibt es die unflexiblen, dienenden Räume wie Büro, Kabinett, Werkstatt und Infrastruktur, welche in separat angedockten Volumen ausgelagert werden. Zum anderen die maximal flexiblen, bedienten und im weitesten Sinne zur Ausstellung zählenden Räume. Dieser Kontrast formt das Gebäude.

Ein dreigeschossiger Quader bildet das Hauptvolumen des Entwurfs. Seine Konstruktion ist maximal reduziert, es lassen sich Wände einfügen und Decken entfernen. Die verbliebene Infrastruktur ist in die wenigen Fixelemente integriert. Die Außenwände lassen sich entfernen, behängen, bemalen und bekleben. Um dieses Hauptvolumen sind die untergeordnet festen Volumen angeordnet. Ihre periphere Lage weist sie sichtbar als dem Hauptvolumen dienend aus. Ihre Unterschiedlichkeit in Form und Materialität verweist auf ihre strenge Zweckbindung. Die Komposition aller Teile ist einerseits ausgewogen und gleichzeitig bewusst unperfekt. Das Erscheinungsbild des zukünftigen „Haus der Gegenwart“ ist nicht heroisch und institutionell, sondern offen für Hinzufügungen und tolerant gegenüber Veränderung. Das Gebäude vermittelt mit seinem äußerlichen Pragmatismus auf die Radikalität seines Inneren. Der Inhalt ist der Hauptakteur.

Für den Wettbewerb hat das Architekturbüro :mlzd Loomn als Agentur für 3D-Visualisierungen damit beauftragt, Bilder des geplanten Projekts zu erstellen. Die Visualisierungen ermöglichen der Fachjury einen detaillierten Blick und erwecken das „Haus der Gegenwart“ schon in der Planungsphase zum Leben. Loomn hat 3D-Bilder von der Außenansicht und zusätzlich auch vom Foyer erstellt, wodurch die Entwurfsidee überzeugend vermittelt werden kann. Die Jury urteilt: „Die innere Organisation ist funktional und schlüssig aufgebaut, die richtungslosen und stützenfreien Ausstellungsflächen bieten eine große Freiheit für die Bespielbarkeit.“