Gartengeschichten Klosterbrühl Wettingen

Wülser Bechtel Architekten

Das Klosterbrühl ist eine der ältesten Wohnsiedlungen von Lägern Wohnen und wird in mehrfacher Hinsicht nicht mehr den Ansprüchen an zeitgemäßes Wohnen gerecht. Die Bausubtanz ist mittlerweile fast 70 Jahre alt. Angesichts der erneuerungsbedürftigen Haustechnik, unflexiblen Wohnungsgrundrissen und Unternutzung des Gesamtareals ist eine Renovierung nicht sinnvoll, deshalb wird die Siedlung in den nächsten drei bis acht Jahren komplett erneuert. Um das Klosterbrühl nach den Ansprüchen und Wünschen an zeitgemäßes Wohnen optimal neu zu gestalten, hat sich Lägern Wohnen für die Durchführung eines Architekturwettbewerbs entschieden. Dabei sollte die beste Idee für die Realisierung von über 200 attraktiven, familienfreundlichen und altersgerechten Wohnungen mit preisgünstigen Mieten in nachhaltigen Neubauten ermittelt werden. Für Lägern Wohnen musste sich die Neugestaltung der Siedlung auch an den zeitgemäßen Anforderungen des Wohnungsmarkts orientieren.

Sie sieht neu rund 230 Wohnungen auf dem Areal vor, ein markanter Anteil des Wohnungsangebots der Genossenschaft. Im Vordergrund standen bei den Ersatzneubauten Familienwohnungen und das Mehrgenerationenwohnen im Mietverhältnis. Deshalb sind 2,5- bis 4,5-Zimmer-Wohnungen vorgesehen, die sich durch ökonomische Grundrisse auszeichnen, „ohne dabei die räumlichen Qualitäten zu vernachlässigen.“, wie es im Wettbewerbsbericht heißt. Außerdem äußerte die Bauherrin das Bedürfnis nach einer „Quersubventionierung“ durch großzügigere Wohnungen innerhalb der einzelnen Häuser, da dies den Genossenschaftsgedanken stärke.

Zum Raumprogramm gehörten auch ergänzende Angebote wie einzeln zumietbare Räume, die als Büro, Gästezimmer, Hobbyraum oder als Wohnungserweiterung genutzt werden können. Außerdem galt es, einen großen Gemeinschaftsraum sowie Räumlichkeiten für die genossenschaftseigene Werkstatt zu berücksichtigen.

In einer Testplanung wurde zunächst über verschiedene Szenarien nachgedacht und der Rahmen des Wettbewerbs ausgelotet. Auch die in Gesprächen und an Informationsveranstaltungen geäußerten Wünsche und Bedürfnisse der Bewohnerschaft fanden in die Zielsetzungen des Architekturwettbewerbs Eingang.

Mit präzisen Vorgaben wurde in der Folge die Wettbewerbsaufgabe formuliert. Auf die öffentliche Ausschreibung haben 36 Architekturschaffende – vom Newcomer bis zum renommierten Büro – reagiert und bis August 2014 ihre Bewerbungsunterlagen eingereicht. Die zwölf am besten geeigneten Teams, bestehend aus Fachleuten der Sparten Architektur, Baumanagement, Bauingenieurwesen, Landschaftsarchitektur und Gebäudetechnik wurden schließlich zum Wettbewerb zugelassen, dessen Resultat nun vorliegt.

Visualisierungen: Gartengeschichten Wettingen
loomn | Außenansicht: Gartengeschichten Wettingen
3D-Visualisierung: Gartengeschichten Wettingen
loomn | Außenansicht: Gartengeschichten Wettingen

Das Projekt „Gartengeschichten“ der Zürcher Arbeitsgemeinschaft Galli Rudolf Architekten/Wülser Bechtel Architekten und Rotzler Krebs Partner Landschaftsarchitekten aus Winterthur hat das Rennen um die Erneuerung der Siedlung Klosterbrühl in Wettingen gemacht. Das Preisgericht war von den zwölf unterschiedlichen Wettbewerbsprojekten und deren ausgereifter Konzipierung beeindruckt. Entscheidend für den ersten Preis ist die Tatsache, dass sich die städtebaulichen und architektonischen Qualitäten des Beitrags „Gartengeschichten“ vollkommen mit den genossenschaftlichen Idealen von Lägern Wohnen decken.

Zum Wettbewerbssieg hat Loomn als professionelle Agentur für 3D-Architekturvisualisierungen mit mehreren 3D-Visualisierungen beigetragen. Die Bilder zeigen den Entwurf fotorealistisch und ermöglichen der Jury eine detaillierte Betrachtung. Die „Gartengeschichten“ versprechen ein erlebnisreiches Ensemble: Über einer gemeinsamen Tiefgarage werden im Endausbau zwei mehrfach unterbrochene, vier- bis fünfgeschossige Gebäudezüge quer durchs Terrain mäandrieren.

Zwischen ihnen verläuft ein Fußweg als zentrale, wiederholt leicht geknickte Achse quer durch die in der Mitte leicht abgesenkte Parzelle. Die Bauvolumen passen sich der Topografie an, die vorkragenden Flachdächer sind entsprechend abgetreppt und versprechen eine ruhige und doch nicht monotone Skyline.

Durch den Verlauf der Gebäude entstehen verschiedene Hofräume, welche teilweise wie sämtliche Haupteingänge zum umgebenden Straßenraum orientiert sind und teilweise auch von den Bauten der Siedung eingefasst werden. Verschiedene interne Wege vernetzen die einzelnen Adressen der Siedlung miteinander und das ganze Areal mit der Umgebung.

Am südwestlichen Ende der zentralen Wegachse ist der Gemeinschaftsplatz geplant, an dem der Gemeinschaftsraum liegen wird. Die großzügigen, sich quer durch die Volumina erstreckenden Erdgeschosswohnungen besitzen jeweils auf beiden Fassadenseiten kleine private Gartenräume. Die Architekten sprechen von einer polyzentrischen Siedlung, die durch ihre gemeinschaftliche Gestaltung das genossenschaftliche Zusammenleben mit aktiv gelebter Nachbarschaft fördert. Zum Konzept gehört auch eine Gestaltung, welche stark auf überblickbare Räume und einen angemessenen Maßstab fokussiert. Die Bauten wirken hierarchisch. Zwar gibt es Attikageschosse, aber diese bilden mit dem Unterbau eine Einheit und wirken mit ihren Loggien und der Absenz von Rücksprüngen oder großen Terrassen nicht „abgehoben“.

Als Fassade sind vorfabrizierte, selbsttragende Holzelemente geplant, die mit einer vertikalen Lattung verkleidet und mit mineralischer Farbe in Umbragrau gestrichenen werden. Sprünge und Verschränkungen in der Fassade machen wie die Dächer das Terrain zum Thema und verhindern zu dominant wirkende horizontale Linien. Die Kombination von Fenstern und Balkonen soll als Netz wahrgenommen werden. Letztere sind als halb eingezogene Türme ausgebildet und bewirken eine Verzahnung der Volumina mit dem Außenraum.