Staub zu Licht - Palimpsest der Erneuerung

Azra Akšamija - Finalistin des Internationalen Kunstwettbewerb im Kölner Dom

Internationaler Kunstwettbewerb im Kölner Dom: Auseinandersetzung mit historischer Judenfeindschaft

Seit einigen Jahren setzt sich das Domkapitel mit der Frage auseinander, wie mit den zahlreichen Artefakten im Kölner Dom angemessen umzugehen ist, die von erschreckender Judenfeindschaft zeugen. Nach einer umfassenden Erforschung und Kontextualisierung dieser Werke in Publikationen, Themenrundgängen und einer Ausstellung lobt das Domkapitel im August 2023 einen Kunstwettbewerb für den Kölner Dom aus, dessen Ergebnis im April 2025 der Öffentlichkeit vorgestellt wird.

Prof. Dr. Azra Akšamija Staub zu Licht - Palimpsest der Erneuerung

Eine Lichtinstallation im Dialog mit Geschichte und Architektur

Im Zentrum der künstlerischen Vision von Prof. Dr. Azra Akšamija steht eine poetische Transformation: von Staub zu Licht. Die Installation entfaltet sich als schwebendes Raumobjekt im Nordquerhaus des Kölner Doms und verwebt dabei Geschichte, Spiritualität und Architektur miteinander.

 

 

Architekturanimation: Kölner Dom
loomn l Architekturanimation: Innenansicht Kölner Dom

Die Idee: Ein schwebendes Lichtarchiv

Kleine Glasgefäße, inspiriert von byzantinischen Pilgerflaschen des 6. Jahrhunderts, hängen an feinen Edelstahlseilen und sind zu einer pixelartigen Matrix arrangiert. Die sechsseitigen Glasobjekte bilden eine visuelle Chronologie:

  • Zwei Seiten, eingefärbt mit eingeschmolzenem Staub der Domfassade, stehen als Zeichen der Vergangenheit.

  • Zwei goldverspiegelte Seiten reflektieren das Licht und symbolisieren die Gegenwart.

  • Zwei transparente Seiten sind offen für die Zukunft und neue Bedeutungen.

Die Matrix macht die Arkaden der mittelalterlichen Kölner Synagoge sichtbar und fügt sich nahtlos in die gotische Architektur ein. Reversible Befestigungen wahren den Respekt vor der historischen Substanz, während die transluzente Struktur das Zusammenspiel von Material, Licht und Raum betont.

Interaktion und Transformation

Unterhalb der schwebenden Installation entsteht eine Kerzenhalter-Installation, die Besucher:innen zum Innehalten und Interagieren einlädt. Hier können sie Kerzen entzünden, um ihre Wünsche und Gebete sichtbar werden zu lassen. In einem Sieben-Jahres-Zyklus werden diese Glasgefäße aus dem Kerzenbereich nach oben in die Matrix integriert. Die leeren Seiten erhalten dabei eine neue Schicht aus Blattgold und Fragmenten der ehemaligen Bima – als wachsende Manifestation des interreligiösen Dialogs.

Ein lebendiges Kunstwerk

"Staub zu Licht" ist nicht als statische Installation gedacht, sondern als kontinuierlicher Erneuerungsprozess. Es ist eine künstlerische Reflexion über Versöhnung und Wandel – ein Werk, das Geschichte bewahrt und zugleich die Zukunft offenhält. Die schrittweise Verwandlung von Domstaub zu goldenen Lichtpixeln macht diesen Gedanken auf greifbare Weise erfahrbar.

Architekturanimation: Kölner Dom
loomn l Architekturanimation: Innenansicht Kölner Dom
Architekturanimation: Kölner Dom
loomn l Architekturanimation: Innenansicht Kölner Dom

Prof. Dr. Azra Akšamija ist eine international renommierte Künstlerin und Architekturhistorikerin. Sie lehrt am MIT, wo sie das Art, Culture and Technology Program sowie das Future Heritage Lab leitet. Ihre Arbeiten untersuchen die Rolle von Kultur in Konflikt- und Migrationskontexten und wurden unter anderem auf der Venedig Biennale, in der Secession Wien und in renommierten Museen weltweit ausgestellt.