​Trauerhaus Straelen

Patrick Lehn Architekt BDA

Das Trauerhaus ist ein Ort der Würde und des Abschiednehmens. Das Nebeneinander von Friedhof, Stadtkern, Verbrauchermarkt und Verkehr gehört zum Lebensalltag in der Stadt Straelen. Der Wettbewerb fordert einen Neubau auf dem Straelener Friedhof am Ostwall.

Angesichts des bescheidenen Budgets, welches zur Verfügung steht, ist ein bewusster Einsatz der Mittel unumgänglich. Der Entwurf vom Architekturbüro Patrick Lehn zeigt einen schlichten Baukörper für das Trauerhaus, der sich in die orthogonale Struktur des Friedhofes einfügt. Mit seinem 55° geneigten und 9,50 Meter hohen Satteldach behauptet sich der Neubau insbesondere gegenüber dem in unmittelbarer Nähe geplanten Verbrauchermarkt. Die einfache Geometrie und die klaren Proportionen des Baukörpers geben den Trauerfeiern einen würdevollen Rahmen. Eine parallel zur Leichenhalle und zum Trauerhaus geplante Friedhofsmauer ordnet das Umfeld des Neubaus.

Zwischen der Mauer und den Gebäuden entsteht ein begrünter Lichthof sowie ein breiter Zugang zum Friedhof, von dem aus die in das Gebäudevolumen der Leichenhalle integrierten Besucher-WCs erschlossen werden. Das Trauerhaus wird vom vorgelagerten Platz und dem überdachten Vorplatz aus begangen. Durch die vollständige Integration des wettergeschützten Bereichs in den Baukörper bleibt die Klarheit des Gebäudevolumens uneingeschränkt erhalten.

Bei Bedarf kann die transparent gestaltete Eingangsfassade geöffnet und der Vorbereich dem Trauerzeremonieraum zugeschaltet werden. Die in beiden Seitenwänden geplanten, vom Fußboden bis zur Traufkante reichenden Fenster mit wandbündigen Eichenholzzargen lassen Tageslicht in den Innenraum. Das Licht wird durch im Scheibenzwischenraum der Isoliergläser integrierte vertikale Eichenholzleisten gedämpft.

 Visualisierung: Trauerhaus Straelen
loomn | Außenansicht: Trauerhaus Straelen
3D-Visualisierungen: Trauerhaus Straelen
loomn | Innenansicht: Trauerhaus Straelen

Die Holzleisten schützen vor Einblicken und geben dem Trauerraum seinen intimen Charakter. Im Zeremoniebereich öffnet sich das Dach des Trauerhauses zum Himmel. Streiflicht fällt auf den stirnseitigen Giebel und schafft so eine besinnlich feierliche Raumatmosphäre. Auf der Giebelwand findet das vom Künstler Reinhard Maria Bongartz geschaffene Rundfenster des Bestandsgebäudes als hinterleuchtetes Glasbild seinen neuen Platz.

Durch die unterschiedliche Ausbildung der Trockenbaubekleidung können die weiß beschichteten Dach- und Wandflächen im Innenraum den raumakustischen Anforderungen entsprechend schallhart oder schallabsorbierend ausgeführt werden. Der Farbton des grauen Splittbelags des Trauerplatzes findet in den großformatigen Fliesen des beheizten Fußbodens seine Entsprechung. Die Kalibrierung des Materials erlaubt ein sehr feines und ruhig wirkendes Fugenbild. Von den Dachflächen abgependelte, sehr reduziert gestaltete Leuchten versorgen den Innenraum bei Bedarf mit Kunstlicht. Die vertraute, archetypische Baukörperform lebt von seiner reduzierten Detailausbildung und der Verwendung ortstypischer Materialien. Auf dem Dach ist eine Eindeckung aus Tonziegel geplant, die durch ihre geradlinige Formgebung die Klarheit des Baukörpers unterstreicht. Dem Gestaltungskonzept folgend wird die Dachrinne flächenbündig in das Dach integriert.

Die Außenwände werden mit einem Klinker bekleidet, dessen Farbton sowohl mit der roten Dacheindeckung des Neubaus als auch mit der Verblendung der Leichenhalle harmoniert. Eine wirtschaftliche Bauweise und eine kurze Bauzeit werden durch die gewählte Konstruktion mit seinem hohen Vorfertigungsgrad sichergestellt. In einem Achsraster von 5,40 Meter aufgestellte Stahlrahmen aus HEB 300 Profilen nehmen die horizontal verlaufenden Holzsparren auf. Die Gefache der Dach- und Wandkonstruktion erhalten mit einer Füllung aus Zellulosefasern nicht nur eine hochwertige und nachhaltige Dämmung, sondern auch einen optimalen sommerlichen Wärmeschutz.

Die geringe Masse der Außenbauteile wirkt sich positiv auf das Raumklima aus, da diese im Heizfall nicht erwärmt werden müssen. Im Gegensatz zum bestehenden Trauerhaus strahlen die Außenbauteile des Neubaus im Winter keine Kälte ab. Hierdurch ist die geplante Fußbodenheizung in der Lage, bereits bei niedrigen Raumtemperaturen für angenehm und komfortabel empfundene Temperaturverhältnisse zu sorgen. Seinen Teil zum Wettbewerbsbeitrag beigetragen hat Loomn durch das Erstellen von professionellen 3D-Visualisierungen für Patrick Lehn. Die fotorealistischen Bilder zeigen den Entwurf sowohl von außen als auch von innen. So wurde der Jury ein detailliertes Bild vermittelt und ein präzises Urteil ermöglicht.