Landenberghaus Greifensee

Karamuk Kuo Architects

Das Landstädtchen Greifensee besitzt einen historischen Siedlungskern, der auch das kulturelle und gesellschaftliche Zentrum der Region darstellt. Zwischen Schloss und Pfarrhaus gelegen kommt dem Landenberghaus mit seiner Nutzung als Festsaal besondere Bedeutung zu. Es ist ein intimer und beliebter Veranstaltungsort für Kammermusik sowie Hauptveranstalter eines jährlichen Sommer-Jazzfestivals, das die ganze Stadt einnimmt. Mit 200 Plätzen und der eingeschränkten Infrastruktur ist das Haus zu klein geworden für die Ambitionen. Zudem drängen bauliche Mängel zu einer Sanierung und die Fluchtwege erfüllen die Auflagen nicht mehr. Aufgrund gestiegener technischer Anforderungen muss das Bestandsgebäude größtenteils abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden. Ziel des Projektwettbewerbs war es die Raumaufteilung im Landenberghaus und dem benachbarten Pfarrhaus so zu gestalten, sodass das Gemeindezentrum flexibel genutzt und parallele Veranstaltungen störungsfrei begleitet werden können. Mit Deutlichkeit wird gefordert, den Saal als Kernstück der Baumaßnahme in seiner Grundfläche zumindest im gleichen, viel eher aber mit größerem Platzangebot zu konzipieren. Eine flexible Nutzung ist gefordert, welche viel mehr auf Multifunktionalität abzielt und somit ein breiteres Spektrum von Veranstaltungen - auch im improvisierten Charakter - ermöglichen soll.

Die bestehende Bruchsteinmauer musste erhalten werden, da sie wesentlich zur Atmosphäre und Raumakustik des Theater- und Konzertsaals beträgt. Strenge Denkmalschutzrichtlinien bedeuteten, dass auch die ursprüngliche Dachform nicht verändert werden durfte, so dass das Volumen des Gebäudes somit vorgegeben war. Der Beitrag von Karamuk-Kuo Architects schlägt eine offene Gestaltung der Fassade vor. Der Saal liegt zurückgezogen im Gebäudeinneren, jedoch wird den Besuchern in den Vorräumen der Blick auf die historische Kulisse geboten. Um die Transparenz der Fassade und die besondere Nutzung des Gebäudes zu betonen, wurde für das Rendering eine abendliche Situation gewählt. Das neue Gebäude tritt aus der Reihe der alten Gartenmauern hervor und nimmt eine vorhandene Freitreppe als Teil seiner Erlebnis- und Entdeckungssequenz auf. Es wirkt schlank und monolithisch, wie die bestehende Mauerinfrastruktur, und verbindet die beiden öffentlichen Ebenen. Der monolithische Ausdruck verbirgt zwei unterschiedliche Erfahrungen. Es ist eine Infrastruktur, die die öffentlichen Funktionen des Schlosses unterstützt, aber auch eine, die dem Ort eine räumliche Definition gibt. Zusammen mit der bestehenden Eingangsbrücke und dem Bazar vervollständigt diese das Trio der kleinen Dienstleistungsbauten, die die Ankunft im Schloss markieren. Das Gebäude nimmt den vorhandenen Höhenunterschied auf und führt die Straßenebene mit dem bestehenden, versunkenen Garten physisch wieder zusammen, während es jedem seinen eigenen Charakter lässt. Der Shop ist introvertiert, ein hoher, flexibler Raum, der nur gelegentlich einen Blick auf den Kontext außerhalb zulässt, so dass die physische Präsenz des Schlosses beim Verlassen des Raumes verstärkt wird.

3D-Visualisierungen: Landenberghaus Greifensee
loomn | Außenansicht: Landenberghaus Greifensee

Die Cafeteria ist ein Ziel. Mit ihrer erstklassigen Lage, die sich zur Terrasse hin öffnet, und ihrem malerischen Blick auf das Schloss und den See wird die Architektur zu einem Rahmen für den Kontext. Der Innenraum ist dunkel und warm, tritt in den Hintergrund und bietet gleichzeitig eine intime Atmosphäre, von der aus man die Pracht des Schlosses genießen kann. Der lange und schlanke Raum stellt sicher, dass jeder Tisch gleichermaßen mit der Aussicht in Berührung kommen kann. Die dunklen Oberflächen und die niedrige Decke lenken unsere Aufmerksamkeit auf das lebendige Panorama der Welt draußen. Um das Gefühl des Mysteriums zurückzubringen, schlägt das Projekt eine radikale Wiederaufforstung der Uferpromenade vor. Dabei soll dichtes Laub in Kombination mit Stauden verwendet werden, um die ansonsten eklektische Mischung von Funktionselementen zu vereinheitlichen und die Kulisse als Urwald neu zu gestalten. Die raue Informalität des Waldes ist eine robuste und ergänzende Antwort auf die Majestät des Schlosses. Den Architekten war es wichtig, weder eine „ideale“ historische Periode für ein Schloss, welche sich über viele Jahrhunderte entwickelt hat und gewachsen ist, zu imitieren noch neu zu erschaffen. Vielmehr ging es darum, sich von einem zeitlosen und erlebnisorientierten Standpunkt aus damit auseinanderzusetzen - eine Kulisse und Infrastruktur zu schaffen, die den Charakter des Besuchs unterstreicht und gleichzeitig ihren eigenen Boden behält.

Dadurch wird der Kontrast zwischen Alt und Neu akzentuiert und eine festliche Atmosphäre geschaffen. Um den Raum des Theaters zu maximieren, wurde eine einzige dicke Multitasking-Wand eingefügt, die das öffentliche Foyer vom Zuschauerraum trennt. Sie enthält die Hauptzirkulation, die auch als Fluchttreppe dient. Gleichzeitig ist die dicke Wand eine akustische und brandschutztechnische Barriere zwischen dem Aufführungssaal und dem Foyer, welche durch doppelte Sätze von Brandschutztüren unterbrochen wird, die sich im Notfall automatisch schließen. Im Erdgeschoss trennen die Kerne das Theaterfoyer von dem zur Uferterrasse orientierten Restaurant. Die Nutzung des alten Pfarrhauses als „Back of House“ nutzt das vorhandene Mauerwerk als Brandwand zum Aufführungsraum. Die neue Fassade nimmt Bezug auf den Ursprung als Scheune und verwendet Holzgitter als Sichtschutz, der einen abstrakten Ausdruck vermittelt. Für Sommerabende oder Musikfestivals lassen sich die Paravents aufklappen und das Foyer wird zur Bühne für den Platz. Für den von der Stadt Greifensee ausgeschrieben Wettbewerb hat das Architekturbüro Karamuk Kuo zur Präsentation der Entwürfe Loomn beauftragt. Als Agentur für 3D-Visualisierungen wurden dann 3D-Bilder erstellt, welche das neue Landenberghaus von außen zeigen. Der Fachjury wird somit schon in der Planungsphase ermöglicht, den Entwurf fotorealistisch im Kontext zu den umliegenden Gebäuden zu betrachten. Durch die Visualisierung und der Inklusion von Menschen wird deutlich, wie sich das Gebäude in das Stadtbild und das tägliche Leben der Stadt Greifensee einfügen würde. Es wurden abendliche Lichtverhältnisse gewählt, um die besondere Fassade durch die Beleuchtung bestmöglich zu inszenieren, aber gleichzeitig noch genug Helligkeit zu erhalten, damit alles klar ersichtlich ist.